Heiße Panel-Diskussion über Stellenwert des E-Papers

Podcast, Newsletter, E-Paper und Co. – diese Instrumente ergänzen in den meisten Verlagen längst das klassische Medienportfolio. Darüber, welche davon zukunftsweisend sind, entbrannte beim diesjährigen „Dialog on Stage: Strategien im Lesermarkt“ eine heftige Diskussion, angefacht von Dr. Sebastian Voigt. Der Geschäftsführer des Beratungsunternehmens hy Technologies sorgte mit der Aussage, dass das E-Paper das schlechteste journalistische Produkt der letzten 1.000 Jahre sei, für Unverständnis – eine Diskussion, die sich später noch auf LinkedIn fortsetzte.

Zukunftsträger oder schlechtestes journalistisches Produkt der letzten 1000 Jahre? 

Wenn es nach Dr. Sebastian Voigt geht, sind Newsletter deutlich geeigneter, um das Bedürfnis nach bestimmten Informationen einer Zielgruppe zu befriedigen. Für das E-Paper als digitales Abbild der Print-Zeitung sieht er keine Zukunft, denn wenn irgendwann die Print-Zeitung wegfällt, ist damit das E-Paper auch obsolet. Gegenwind für seine Aussagen bekam er von Johanna Drachenberg. Die Leiterin Lesermarkt und Marketing bei der WESER-KURIER Mediengruppe verwies auf eine Wachstumsrate beim E-Paper von 15 bis 20 Prozent. Das E-Paper sei ein Produkt, das sich etabliert habe, das dem Leserwunsch nach einem geschlossenen Produkt nachkomme und mit dem man auch Geld verdienen könne. Thorsten Breitkopf, Chef der Wirtschaftsredaktion beim Kölner Stadt-Anzeiger und Moderator des Panels, wollte Voigt ebenfalls nicht folgen. Er fragte nach dem Geschäftsmodell beim Newsletter. Voigt verwies als Positivbeispiel auf die Newsletter von The Pioneer, die Herausgeber Gabor Steingart kostenpflichtig anbietet.

Umsätze mit E-Paper

Arne Stuck, Leiter Lesermarkt Freie Presse Chemnitz, nannte es Unsinn, das E-Paper nicht zu nutzen, mit dem man aktuell viel verdiene. „Wir müssen heute Ideen und Muster entwickeln, um Abonnenten zum E-Paper zu bringen“, so Stuck. Bis 2030 wolle man in seinem Haus unabhängig von Print sein, vertreibe es aber so lange, wie es rentabel sei. Darauf, dass das E-Paper der Zeitung am nächsten komme, und so die Menschen anspreche, die an die Zeitung gewöhnt sind, verwies Thomas Breyer-Mailänder. Auch seien die Kosten beim Newsletter deutlich höher als beim E-Paper, das ja lediglich die digitale Variante des bestehenden Print-Produkts sei.

Auf LinkedIn fand die Diskussion und Panel-Teilnehmer und Veranstaltungsgästen ihre Fortführung, was zeigt, wie viel Zündstoff bei dem Thema vorhanden ist.

Podcasts haben Potenzial

Deutlich einiger war sich das Panel beim Thema Podcasts. Hier sahen alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer Potenzial – sowohl für die Kundenbindung als auch für eine Monetarisierung. Doch besonders letzteres sei nicht einfach umzusetzen. Während die Presse Chemnitz bei ihrem Kultur-Podcast bereits nennenswerte Umsätze über Ads verzeichnen kann, ist das Thema in vielen anderen Verlagen noch ein großes Experimentierfeld.